Presseinformationen Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken
Initiative „boden:ständig“ für den Boden-, Wasser- und Gewässerschutz

(08. Juni 2017) Thiersheim - Der Klimawandel führt zu einer Zunahme von Starkregenereignissen. Dies war auch wieder in den letzten Tagen zu beobachten. Die oberfränkische Lenkungsgruppe für die Initiative „boden:ständig“ des bayerischen Landwirtschaftsministeriums hat sich kürzlich in Thiersheim umgesehen. Dort haben 2014 gleich drei Unwetter zu Überschwemmungen geführt.


Nach einer Pilotphase hat Landwirtschaftsminister Helmut Brunner entschieden, die Initiative „boden:ständig“ zu einer Daueraufgabe seiner Verwaltung zu machen. Wenn Kommunen und Landwirte Handlungsbedarf bei Boden- und Gewässerschutz haben, kann dazu ein Projektgebiet ausgewiesen werden. Die Problemstellung kann vielfältig sein. Voraussetzung ist jedoch in jedem Fall, dass die Betroffenen bereit sind aktiv an den Lösungen mitzuwirken. Ein Planungsbüro untersucht das Gebiet dann hinsichtlich des Wasserabflusses und erosionsgefährdeter Lagen. Anschließend werden zusammen mit Gemeinden, Bürgern, Landwirten, Organisa-tionen und Fachbehörden maßgeschneiderte Lösungen erarbeitet. Diese betreffen pflanzenbauliche Maßnahmen zur Erosionsminderung und Verbesserung der Wasseraufnahme- und -speicherfähigkeit der Ackerböden, den Wasserrückhalt in der Fläche sowie zielgerichtete Maßnahmen in der Landschaft, an Gewässerrändern und an Gewässern selbst.

Bisher vier Projektgebiete in Oberfranken

In Oberfranken wurden bisher vier Projektgebiete mit unterschiedlichen Problemstellungen eingerichtet. In den Landkreisen Hof und Wunsiedel steht an der südlichen Regnitz, dem Zinn-, Höll- und Mähringsbach sowie der Steinselb der Schutz der Flussperlmuscheln im Vordergrund. Dabei gilt es, Nährstoff- und Sedimenteinträge zu reduzieren. In Seßlach, Landkreis Coburg, hat der Aspekt der Grundwasserbelastung mit Nährstoffen eine besondere Bedeutung. Die Algenbildung im Weißenstädter See, Landkreis Wunsiedel, in Folge der Phosphatbelastung des Wassers ist der Schwerpunkt im Projektgebiet „Weißenstädter Becken“. Und schließlich das Projekt in Thiersheim, Landkreis Wunsiedel, mit der Überschwemmungsgefahr nach heftigen Niederschlägen.

Sicher gibt es in Oberfranken auch noch weitere Gebiete, in denen ähnliche Problemstellungen zu bearbeiten wären. Der Anstoß dazu muss aber von den Kommunen, Bürgern und Landwirten kommen. Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken übernimmt die Koordination der Aufgaben im Rahmen der einzelnen Projektgebiete der Initiative „boden:ständig“. Darüber hinaus bietet es mit seinem Instrument der Bodenordnung Möglichkeiten zur Umsetzung von Maßnahmen mit Fördermitteln. Anfang Juli wird eine eigens für „boden:ständig“ geschaffene Projektstelle am Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken erstmalig besetzt. Weiterhin sind je nach Problemstellung natürlich auch andere Fachbehörden und Organisationen eingebunden, wie z.B. die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der Bauernverband oder die Wasserwirtschaftsämter.

Lenkungsgruppe „boden:ständig“ in Oberfranken

Zur Koordination und fachlichen Begleitung bei der Auswahl der Gebiete und den durchzuführenden Maßnahmen wurde in Oberfranken eine Lenkungsgruppe eingerichtet. Darin vertreten sind neben dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken die Bereiche Wasserwirtschaft und Landwirtschaft der Regierung von Oberfranken, die Fischereifachberatung des Bezirks sowie das Fachzentrum Agrarökologie vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg mit Pflanzenbauexperten und Wasserberatern.

Im Raum Thiersheim hat sich die Lenkungsgruppe vor Ort über mögliche Maßnahmen informiert. Interessant war dabei eine Fläche im benachbarten Röslau, die im vergangenen Jahr mit der Durchwachsenen Silphie, auch Becherpflanze genannt, angesät wurde. Diese mehrjährige Pflanze könnte in Biogasanlagen teilweise den Mais ersetzen. Der Vorteil liegt in einer mindestens 15-jährigen Nutzungsdauer der einmal angesäten Kultur und dadurch einem gegenüber Mais deutlich verbesserten Bodenschutz aufgrund dauerhafter Durchwurzelung und längerer Bodenbedeckung. Außerdem ist nur im Jahr der Ansaat eine Pflanzenschutzmaßnahme erforderlich. Damit könnte die Silphie auch in boden:ständig-Projektgebieten eine sehr interessante Pflanze sein.

Außerdem konnte Reinhard Wesinger vom beauftragten Büro GeoTeam auch eine kleine Wasserrückhaltemaßnahme vorstellen. Das Besondere daran ist, dass sie Landwirt Wolfgang Hendel auf seiner eigenen Fläche geschaffen hat, um Niederschlags- oder Schmelzwasser aus der Fläche abzufangen und den weiteren Abfluss zu stoppen bzw. zu verzögern. Diese Maßnahme, die mit der Pflanzung eines vorgelagerten Heckenstreifens kombiniert ist, konnte im boden:ständig-Projekt mit 80 % gefördert werden. Der Markt Thiersheim ist für die nicht förderfähigen Kosten aufgekommen. Es werden jedoch noch mehr ähnliche Maßnahmen erforderlich sein, um einen verbesserten Schutz vor Überschwemmungen in Thiersheim zu erreichen.
Mehrere Personen stehen auf einem kleinen Erdwall, davor eine Geländemulde mit ausgetrocknetem Grund.

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Entwicklung Oberfranken

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