Presseinformationen Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken
boden:ständig in Oberfranken - Landwirte, Bürger und Kommunen packen es gemeinsam an

(28. November 2018) Kloster Banz - Jeder muss sich wappnen. Zunehmende Wetterextreme, wie in diesem Jahr Trockenheit, Wassermangel und Dürre, punktuell abwechselnd mit Starkniederschlägen, Sturzfluten und Erosion, nehmen auch in Bayern zu. Und fast jedes Jahr treffen die Unwetterereignisse andere Orte. Mit der Initiative „boden:ständig“ hat das Landwirtschaftsministerium zusammen mit den Ämtern für Ländliche Entwicklung ein Instrument entwickelt, um den Boden auf den Feldern sowie mehr Wasser in der Fläche halten zu können. Beim boden:ständig-Forum im oberfränkischen Kloster Banz wurde deutlich, wie individuell die örtlichen Probleme sind und wie unterschiedlich damit auch die Maßnahmen und Lösungen sind, die Landwirte, Bürger und Kommunen zusammen mit Fachbehörden und Planern finden.

Der Amtsleiter des gastgebenden Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken, Anton Hepple, konnte fast 100 Bürgermeister, Landwirte, Planer und Amtsvertreter aus der Region begrüßen. „Es geht bei boden:ständig um unsere Lebensgrundlagen! Es geht um unsere Böden und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, also um die Existenzgrundlage unserer Landwirte und unsere Ernährungssicherheit“, hob Hepple die Bedeutung des Themas hervor.

Prof. Dr. Karl Auerswald von der Technischen Universität in Weihenstephan und Robert Brandhuber von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erklärten dann auch gleich unter der professionellen Moderation von Norbert Bäuml von der Verwaltung für Ländliche Entwicklung, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse mittlerweile hinsichtlich der Starkregenereignisse und ihrer Folgen vorliegen. Und natürlich, wie Landwirte und Kommunen darauf reagieren sollten. Auerswald betonte: „Nicht der Mais oder das Klima sind schuld, wenn Siedlungen überflutet und der Boden weggeschwemmt wird. Wir Menschen sind schuld. Wir haben aber das Wissen und die Technik, um klüger als in der Vergangenheit zu handeln.“ Brandhuber wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Mulchsaat in der Praxis verbessert werden müsse. „Es muss mehr Mulchmaterial an der Bodenoberfläche verbleiben“, forderte der Erosionsexperte von der Landesanstalt. Eine Erhöhung der Humusbildung, regelmäßige Kalkung, eine intelligente Flureinteilung und das Vermeiden hoher Gewichte zur Schonung der Bodenstruktur nannte er als weitere wichtige Aspekte. Und Auerswald hatte ein sehr einfaches Patentrezept gegen Überschwemmungen in Siedlungen, das aber in der Vergangenheit leider viel zu wenig beachtet wurde: „Keine Baugebiete dort ausweisen, wo Überschwemmungsgefahren bestehen.“

Die Experten erläuterten, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten unsere Flächen und Landschaft weitgehend dräniert haben. Trockenere Wiesen konnten dann in Ackerland umgewandelt werden und der Abfluss des Wassers wurde mit der Anlage von Gräben konzentriert und beschleunigt. „Wasser darf aber möglichst nicht ins Laufen kommen“ machten die Fachleute deutlich. Flache, aufgeweitete Mulden mit Bewuchs in den Abflusswegen der Landschaft seien eine der wichtigsten Gegenmaßnahmen. „Beides ist also wichtig: Flächenbewirtschaftung und die Funktion der Landschaft. Daher sind auch viele Karten zu spielen“, lautete die Schlussfolgerung der beiden Wissenschaftler.

Welche Karten in zwei Projektgebieten in Oberfranken gespielt werden bzw. noch gespielt werden sollen, arbeitete der boden:ständig-Projektkoordinator des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken, Daniel Spaderna, zusammen mit Bürgermeistern, Landwirten, Wasserberatern vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Planern heraus. In Seßlach, Landkreis Coburg, wird seit gut zwei Jahren „boden:ständig“ gearbeitet. Der frühere Bürgermeister Martin Mittag, vor kurzem in den Bayerischen Landtag gewählt, bekannte offen, dass zu Beginn für die Kommune auch die mögliche Aussicht auf Fördermittel vom Amt für Ländliche Entwicklung ein Motiv war, sich für die Initiative „boden:ständig“ zu interessieren. Die Vorgehensweise mit Besprechung von Problemen und Lösungen vor Ort in der Flur sowie die Durchführung von Pflanzenbauversuchen und Maschinenvorführungen hätten ihn jedoch sehr beeindruckt und zum kleinen Hobbylandwirt fortgebildet.

Die zahlreich mitgekommenen Seßlacher Landwirte betonten, dass sie bereits in der Vergangenheit z.B. mit umfangreichem Zwischenfruchtanbau und der Anlage von Gewässerschutzstreifen viele Maßnahmen zum Boden- und Wasserschutz durchgeführt haben, aber durch den boden:ständig-Prozess erkannt hätten, dass weitere Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden seien. Teilweise haben sie diese mittlerweile auch umgesetzt. Große Unterstützung kommt dabei von der Wasserberaterin Gesche Petersen vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie von Franz Knogler von der BBV-Landsiedlung. Für eine Umsetzung von Maßnahmen in der Landschaft, müsse jedoch entsprechende Fläche zur Verfügung stehen, erklärte Rainer Albart vom Amt für Ländliche Entwicklung. Daher betreut er als Projektleiter ein sog. „wachsendes“ Flurneuordnungsverfahren, in dem Flächen der Stadt Seßlach und auf freiwilliger Basis einbezogene Flächen von Grundeigentümern für die Umsetzung von Maßnahmen oder ggf. als Tauschflächen zur Verfügung stehen. Die Bodenordnung und Förderung von Umsetzungsmaßnahmen nach dem Flurbereinigungsgesetz erleichtern die Durchführung von Maßnahmen deutlich. Als „wachsend“ wird das Verfahren deshalb bezeichnet, weil jederzeit weitere Grundstücke in das Verfahren eingebracht werden können.

Noch am Anfang steht das künftige boden:ständig-Projektgebiet Ködnitz, Landkreis Kulmbach. Bürgermeister Stephan Heckel-Michel und die Landwirte Klaus Hanisch, Herbert Jahreis und Gerhard Sack konnten jedoch bereits darstellen, warum sie auf die Initiative „boden:ständig“ setzen wollen. Starkregenereignisse führen häufig zu Überflutungen in der im Weißmaintal gelegenen Gemeinde Ködnitz. Aus dem von der Wasserwirtschaft erstellten Niederschlagsabflusskonzept wurde die Notwendigkeit zur Errichtung von vergleichsweise riesigen Rückhaltungen errechnet. Bürgermeister Heckel-Michel möchte jedoch zusätzlich auf kleinere, dezentrale Maßnahmen im Rahmen von „boden:ständig“ setzen. Die Landwirte ziehen mit und wollen unter anderem durch Verbesserung des Wasserspeichervermögens auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen ihren Beitrag leisten – entsprechend dem Motto von boden:ständig „Das Machbare jetzt tun!“

Einen Blick über den oberfränkischen Tellerrand hinaus boten drei Landwirte aus dem Landkreis Kehlheim zusammen mit Felix Schmitt, der für den dortigen Landschaftspflegeverband die boden:ständig-Projekte in der Region betreut. Die Akteure schilderten ihre Erfahrungen und etliche kleine Erfolgsgeschichten, wie die unkomplizierte Errichtung einer kleinen Rückhaltung in einer bereits vorhandenen Geländemulde am Ortsrand, die Anlage eines begrünten Abflussstreifens mit integrierten kleinen Bodenwellen oder die Erhöhung eines Flurweges, die im Ernstfall zum Einstau von Niederschlagswasser auf landwirtschaftlicher Fläche führt. Alle waren sich einig, dass mit der Initiative boden:ständig viele Probleme, die es schon lange gab, endlich angegangen werden konnten.

Nach den höchst interessanten Vorträgen nutzten die Teilnehmer zum Abschluss gerne und ausgiebig die Möglichkeit, die auf einem „Marktplatz“ präsentierten Projekte und Maßnahmen kennen zu lernen. Dabei kam der Austausch mit und zwischen den Akteuren nicht zu kurz.

Weitere Informationen zur Initiative boden:ständig unter

Viele Personen stehen in kleinen Gruppen an Stehtischen und vor Stellwänden zusammen und reden miteinander.

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Ein Mann steht  mit Mikrofon vor Zuhörern.

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Fünf Männer, einer davon mit Mikrofon in der Hand stehen an zwei Stehtischen.

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Drei Männer, einer davon mit Mikrofon in der Hand stehen an zwei Stehtischen vor Zuhörern.

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Eine Frau steht an einem Tisch, auf dem zwei metallische Zylinder und mehrere Bohrstöcke liegen. Im Hintergrund steht eine Stellwand mit verschiedenen Darstellungen.

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Eine Gruppe von Menschen steht nebeneinander.

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Zwei Männer stehen an einem Stehtisch und diskutieren miteinander.

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Viele Personen stehen in kleinen Gruppen an Stehtischen und vor Stellwänden zusammen und reden miteinander.

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Viele Personen sitzen in Stuhlreihen und blicken nach vorne.

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